Zweiter Tag auf Senja
Zweiter Tag auf Senja
Published on Juni 30th, 2010 @ 23:08:53 , using 473 Wörter, 2369 Ansichten
30.6.2010
Nachdem wir die Mitternachtssonne beim Leuchtturm am Ende des Dorfes Husøy so richtig genossen haben, legten wir uns im Rumpf des Holzschiffes Schlafen. Die Nacht war ruhig, ohne Schaukeln, aber kühl. Da die heutige Etappe anspruchsvoll war, starteten wir früh um 7 Uhr. Wir versuchten die Fähre in Gryllefjord um 15 Uhr zu erreichen. Gleich zu Beginn mussten wir die Passstrasse von gestern rückgängig machen. Es ging in den ersten 4 km von 0 auf 290 m.ü.M. Wir kamen ohne vorheriges Einfahren so richtig ins Schwitzen. Zum Glück warfen die Berge Schatten. Das war aber nur der Anfang. Im Verlaufe des Tages kamen noch fünf weiter solche Übergänge dazu. Zudem fuhren wir durch sieben Tunnels. Gesamthaft haben wir heute 92 km abgefahren und 1'212 Höhenmeter absolviert. Die Strecke war landschaftlich sehr schön. Wir sahen steile Felswände direkt aus dem Meer ragen, sowie auch ganz weite flache Abschnitte. Auf Teilstrecken war das Wasser in den Fjords spiegelglatt. Das Morgenlicht gab dem Ganzen einen spezielle Note. Auf einer Aussichtsplattform machten wir halt um zu Essen. Der Bacalao und der Lachs von gestern konnten nicht die nötige Energie liefern. Wir machten unsere Sandwich, assen dazu Tomaten und vertilgten ein ganzes Paket Studentenfutter. Wir trafen hier ein Schweizer und ein Deutsches Ehepaar. Sie lobten unsere Leistung und wollte dies und jenes von unserer Fahrradreise wissen. So verging eine ganze Weile und wir mussten schon bald einsehen, dass es auf die geplante Fähre nicht mehr reicht. Wir nahmen ein wenig Tempo weg und radelten gemütlich die Hänge hoch. Wie immer, zeigten sich, die von den motorisierten Reisenden prophezeiten flachen Abschnitte den Fjords entlang als stetes auf und ab, die mit dem Fahrrad immer viel Energie benötigen.
In den Abfahrten merkte Alfons, dass mit seinem Hinterrad etwas nicht stimmt. Möglicherweise ist die Felge innen gerissen. Auf jeden Fall ruckt es stark beim Bremsen und das Rad blockiert, was dem Pneu nicht gut tut. Wir werden morgen in Andenes einen Fahrradmechaniker suchen, um die Sache ins Reine zu bringen.
Um 19:00 Uhr startete dann unsere Fähre. Erst ging es gemütlich den Bergen entlang aus dem Fjord. Doch als wir ins offene Meer fuhren, war es vorbei mit dem sachten fahren. Die Wellen schlugen hoch, es ging ein starker Wind und das Schiff schwankte stark. Die Passagiere mussten sich entweder hinsetzen, hinlegen oder aber sicher halten. Karin bekam das Ganze nicht so recht. Plötzlich erhielt Alfons eine SMS mit der Meldung „Kannst Du mal kommen, will die Kamera nicht mehr“. Als ich auf dem hinteren offenen Deck die Kamera abholte, gab mir Karin alle ihre Sachen und wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Es war ihr zum Kotzen übel. Das Ganze dauerte doch ein dreiviertel Stunden, bis wir sicher in Andenes ankamen. Wir bezogen hier ein Zimmer und assen erst mal etwas. Nun sind wir bereit für das Bett.